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Risikokapitalfonds - Direktinvestitionen in Innovation

Wolfdieter Schnee

In den letzten Jahren ist Venture Capital (VC) als Anlageklasse zunehmend in den Fokus eines breiten Anlegerkreises gerückt. Allein in der Schweiz wurden 2018 erstmals mehr als CHF 1 Milliarde in VC investiert. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 haben Schweizer Start-ups CHF 1'195,5 Millionen in 154 Finanzierungsrunden generiert. Obwohl dieses investierte Kapital im Vergleich zum Vorjahr um 54 % gesunken ist, sank die Zahl der Finanzierungsrunden nur um 5 % auf 154. VC ist somit für Investoren weiterhin attraktiv, weil sich mit derartigen Investitionen Portfolios diversifizieren, das Risiko-Rendite-Profil verbessern und direkt in Innovationen investieren lässt. Um VC-Investitionen erfolgreich zu machen, müssen jedoch einige Dinge beachtet und verstanden werden.

Investitionen und Innovationstheorie

Nach der Innovationstheorie des österreichischen Nationalökonomen Joseph Schumpeter muss zwischen Invention (Generierung von Ideen, Produkten oder Prozessen), Innovation (Umsetzung dieser neuen Ideen in marktfähige Produkte oder Prozesse), Diffusion (breite Akzeptanz der Produkte und Prozesse auf dem Markt) und schöpferischer Zerstörung (industrieller Wandel durch radikale Innovation) unterschieden werden. Der besondere Reiz von Investitionen in VC liegt darin, dass die Einführung revolutionärer Produkte und Dienstleistungen zwar die grundlegende Triebkraft für ein nach-
haltiges, langfristiges Wirtschaftswachstum sein kann, gleichzeitig aber auch die Macht etablierter Institutionen und Organisationen kurzfristig zerstört wird.

Die Dynamik der Innovation beherrschen

Darauf wies unter anderem auch James M. Utterback, Professor für technologische Innovation und Innovation am MIT, hin. Er wies darauf hin, dass sich bestehende Organisationen konsequent von den Erfolgen der Vergangenheit ab- und der Innovation zuwenden müssen - auch wenn dies ihre traditionellen Stärken untergräbt. In diesem Zusammenhang unterschied Utterback drei Phasen der Innovation (fliessend, übergangsweise und spezifisch). Der Innovationsgrad in Bezug auf das Produkt nimmt auf der Zeitachse kontinuierlich ab, während die Prozessinnovation invers dazu verläuft.
Der Schnittpunkt stellt in der Regel das vorherrschende Design dar. Als Beispiel sei das Modell T von Ford zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Bezug auf Automobile genannt. In der reifen Phase sind Standardisierung, Integration und Prozessoptimierung die zentralen Elemente.

Glockenverteilung vs. S-Kurven

VC-Investoren denken folglich nicht in Gaußschen Glockenverteilungen sondern in S-Kurven, die von Everett M. Rogers, dem amerikanischen Soziologen und Vater der Diffusionsforschung, geprägt wurden. Anhand einer S-Kurve werden fortschrittliche Innovationen dargestellt, die notwendig sind, um den Marktanteil angesichts des aufkeimenden Wettbewerbs zu halten, sobald die Glockenkurve ihren Höhepunkt erreicht hat und wieder zu sinken beginnt.

Allgegenwärtige Disruption

Der Begriff "Disruption" wird häufig im weitesten Sinne verwendet, um auf das Konzept der Innovation zu verweisen und zu unterstützen, was getan werden sollte. Viele Forscher, Autoren und Berater verwenden den Begriff, um jene Situation zu beschreiben, in der eine Branche erschüttert wird und zuvor erfolgreiche Marktteilnehmer ins Straucheln geraten. Disruption ist keine Erklärung für Innovation oder Erfolg in der Wirtschaft und wird es auch nie sein. Dementsprechend müssen neue Produkte nicht unbedingt disruptiv sein, um den entsprechenden wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen. Bei erfolgreichen Investitionen spielen viele verschiedene Kräfte eine Rolle, von denen jede einzelne entscheidend ist - oft auch solche, die auf den ersten Blick nicht als wesentlich erscheinen.

Strukturierung und Abwicklung über Fonds

Aufgrund des Risikoprofils von VC-Investitionen werden diversifizierte Produkte, die in diese Anlageklasse investieren - namentlich Private Label Funds (PLFs) -, bei Anlegern immer beliebter. Neben der Diversifizierung und Streuung der Risiken auf mehrere Anlagen und Investoren haben PLFs weitere entscheidende Vorteile. Dazu gehört die professionelle Bereitstellung von Dienstleistungen, die von der Strukturberatung bis zur Unterstützung im Tagesgeschäft reichen. Diese sind nach der Auswahl der Beteiligungen von grundlegender Bedeutung für den Erfolg von Investitionen in VC.

Darüber hinaus ermöglichen PLFs eine kosteneffiziente Erfüllung der regulatorischen Anforderungen, um diese Anlagen für Investoren zugänglich zu machen. Zudem ermöglichen PLFs den Anlegern die Erfüllung grundlegender Anlegerbedürfnisse wie Berichterstattung, Haftungsrisiken, effiziente Steuerverwaltung und Teilhabe an vorhandenem Wissen, Prozessen und Systemen. 

Die Dienstleistungen und das Fachwissen, die VC-Investoren über PLFs zur Verfügung gestellt werden, können daher einen erheblichen Mehrwert darstellen. Der Erfolg von PLFs hängt jedoch davon ab, dass die spezifischen Bedürfnisse dieser besonderen Anlageklasse einbezogen und umfassend berücksichtigt werden. Wesentliche Erfolgsfaktoren im VC-Bereich sind u.a. unabhängige Geschäftsprozesse, Gewaltenteilung und eine zuverlässige, flexible und ausbaufähige Infrastruktur, die den neuesten Entwicklungen der Branche, auch im Hinblick auf die Digitalisierung, voll Rechnung trägt.

Fazit

Langfristig muss Innovation ein integraler Bestandteil der Investitionen eines diversifizierten Portfolios werden. Dennoch ist es wichtig zu verstehen, was Innovation ist, wie sie funktioniert und was erforderlich ist, um bei Investitionen in Innovation erfolgreich zu sein. Weiters ist es wichtig, dass solche Investitionen massgeschneiderte Strukturen ermöglichen, einschliesslich schlanker Konfigurationen und der Berücksichtigung individueller und spezifischer Bedürfnisse solcher Investitionen. Hierfür ist es unerlässlich, starke Partner mit dem nötigen Verständnis zu haben, um entsprechend gut aufgestellt zu sein.

Wolfdieter Schnee
Head of Fund Client & Investment Services
Member of the Executive Management
VP Fund Solutions